Bildungsaustausch in Europa: Schweizer Studierende fĂĽhlen sich im Stich gelassen
Seraina Campell, Co-Präsidentin des Verbands der Schweizer Studierendenschaften (VSS), ist nicht selten mit der Kritik konfrontiert, dass Bildungsaustausche der reinen Selbstverwirklichung dienen und weder politisch noch finanziell von der Gesellschaft unterstützt werden sollen. Gegen Vorwürfe wie diese ist die Geografie-Studentin mit einem ganzen Repertoire an Argumenten gewappnet: Sie betont beispielsweise, dass es nicht nur die Studierenden und Lernenden sind, die unter den fehlenden Austauschmöglichkeiten leiden, sondern der Hochschulstandort Schweiz in seiner Gesamtheit. Da die Schweiz nicht Teil des aktuellen europäischen Austauschprogramms «Erasmus+» ist, wird sie vom Austausch in der Lehre und Forschung sowie dessen gemeinsamer Weiterentwicklung ausgeschlossen.
Auch die gesellschaftliche Komponente spricht Campell an: Wenn man jungen Menschen die Möglichkeit bietet, andere Kulturen, Sprachen und Lehrtraditionen kennenzulernen, fördert man ihre Fähigkeit, sich gegenüber Angehörigen anderer Länder tolerant, offen und neugierig zu zeigen. Von der länderübergreifenden Annäherung junger Generationen profitiert die ganze Gesellschaft: Ein erhöhtes gegenseitiges Verständnis führt zu einer verbesserten Zusammenarbeit – nicht nur im Bereich der Bildung. Denn diese jungen Menschen sind später Arbeitgeber, Politikerinnen, Journalistinnen, Forscher und bestimmen das politische und wirtschaftliche Geschehen wesentlich mit.
Im stark+vernetzt-Podcast führt Campell durch die jüngsten Entwicklungen der Austauschprogramme und zeigt anschaulich die Nachteile für Schweizer Studierende, Lernende und Hochschulen auf. Nicht zuletzt macht die Studentin ihrem Ärger und ihrer Enttäuschung Luft und appelliert an Schweizer Politiker und Politikerinnen: Ein Land, das Bildung als höchstes Gut erachtet, darf nicht zulassen, dass es im internationalen Wettbewerb derart zurückfällt.